Varroa –Milbe (Varroa destructor)
Der wohl furchteinflößendste Bienen-Plagegeist der nicht nur unsere Völker belastet sonder auch jedem Imker immer wieder schwer zu schaffen macht. Da es noch immer keine dauerhafte Behandlungsmöglichkeit gibt, setzt uns dieser Parasit immer wieder heftig zu.
Die Varroose ist prinzipiell eine Brutkrankheit, da die Vermehrung in den Brutzellen stattfindet.
Jeder Imker sollte sich bei der Entscheidung der Behandlungsmethode immer wieder vor Augen führen, dass die Varroa bei den Bienen, vergleichbar mit einer 5kg schweren Zecke am Menschen wäre. (unangenehm… oder?)
Anatomie der Varroa-Milbe
Die Milbe ist sowohl blind (hell und dunkel kann sie unterscheiden) als auch taub. Um sich zu orientieren nutzt sie überwiegend ihre Sinneshärchen. Sie hat einen sehr ausgeprägten Tastsinn, der über die 8 Beinchen selbst kleinste Vibrationen wahrnehmen kann. Das Beißwerkzeug ist stark genug um problemlos durch die Bienenhaut zu dringen. Durch ihre flache Form kann sich die Milbe optimal an dem Bienenkörper festhalten.
Aktuelle Forschungen habe gezeigt, dass die Milbe an den Vorderbeinen über ein Sinnesorgan verfügt, das sich mit Geschmack und Geruchsinn vergleichbar ist. Diese Vorderbeine werden wie auch bei Insekten als Fühler eingesetzt. In Verbindung mit dem hervorragenden Tastsinn, findet sich die Milbe sehr gut in der Beute zurecht.
Im Sommer hat die Milbe eine Lebensdauer von ca. 2-3 Monaten. In den Wintermonaten können sie bis zu 8 Monate überleben. Ohne einen Wirt überlebt die Milbe ca. 7 Tage.
Ernährung der Varroa-Milbe
Bis jetzt waren alle sicher, dass die Varroa sich von den blutähnlichen Hämolymphe der Biene ernährt. Nach neuen Vorträgen von Dr. Peter Rosenkranz, Uni – Hohenheim, scheinen sie sich wohl eher von den Fettkörpern der Biene zu ernähren, die auch Immunsystem der Biene von großer Bedeutung sind.
Geschlechter
Die Geschlechter der Milben unterscheiden sich deutlich voneinander.
Weibchen | Männchen | |
Größe | ca. 1,1 mm lang und ca. 1,6mm breit | ca. 0,7 – 0,9 mm |
Farbe | bräunliche Färbung | gelblich weiß |
Körperbau | Eher Oval Stark sklerotisiert | Eher rund schwächer sklerotisiert |
Die Mundwerkzeuge der Weibchen sind wesentlich stärker als bei den Männchen. Da die Männchen nur in der verdeckelten Brut leben, ernähren sie sich nur von der Brut an einem Futterloch dass das Weibchen gebissen hat. Die Weibchen dagegen können aufgrund ihrer Beschaffenheit auch auf den erwachsenen Bienen außerhalb der Brutzelle überleben. Wie bei den Bienen beschränkt sich die Funktion der männlichen Milbe auf die Begattung des Weibchens.
Fortpflanzung
Die Varroa Milbe befällt adulte Bienen und auch die Brut. Die Fortpflanzung findet jedoch nur in der Brutzelle statt. Die weibliche Milbe kann auch problemlos außerhalb der Brutzelle überleben, indem sie sich an der Biene festsaugt. Die männlichen Milben überleben nach dem Schlupf der Bienen nicht.
Die Königin legt zuerst einen Stift in eine Zelle. Sobald sich dieser zu einer kleinen Larve entwickelt hat und von der Ammenbiene gefüttert wird, schleicht sich eine Milbe in die Zelle. Um nicht entdeckt zu werden, verkriechen sie sich am Boden der Zelle, hinter der Larve. Dann aktiviert sich in der Milbe die Eireifung. Nun wartet die Milbe, bis die Zelle verdeckelt wird und legt sofort ihr erstes Ei. Dieses Ei ist ein unbefruchtetes männliches. In den folgenden Tagen legt die Milbe weitere 3-5 befruchtete Eier, die sich zu weiblichen Milben entwickeln. Die Milbe kann täglich ein Ei legen. Da die jungen Milben (Nymphen) werden durch ein Futterloch an der Biene, das die Muttermilbe beißt und ständig offen hält, ernährt.
Die Männchen brauchen etwa 7 Tage bis zur geschlechtsreife. Da die Milbe täglich nur ein Ei legt, haben die Milben nur 12 Tage bei Arbeiterinnen, um sich zu vermehren. Da Drohnen längere Zeit in den Zellen bleiben, werden diese auch bis zu 10-mal häufiger befallen. Das Männchen wartet nun am gemeinsamen Kotplatz darauf, dass die weiblichen Milben Geschlechtsreif werden. 1-2 Tage vor dem Schlupf der Biene findet die Paarung statt. Dies muss alles sehr schnell gehen. Schlüpft die Biene, sterben die unbegatteten weiblichen Milben und das Männchen ab. Die Begatteten Weibchen verlassen auf der schlüpfenden Biene die Zelle und der ganze Prozess startet von neuem.
Der ganze Ablauf zeigt, wie gut die Varroa-Milbe sich an den Lebensraum der Bienen angepasst hat.
Während der Saison verdoppelt sich die Varroa Population alle vier Wochen! Ende August kann die Zahl bei weit über 3000 Milben liegen.
Diagnose
Die einfachste Form der Diagnose und auch die Feststellung der Stärke des Befalls, ist die Nutzung des Varroa-Schiebers (Varroa-Windel). Eine regelmäßige Kontrolle des natürlichen Todesfalls von Milben kann einen Überblick verschaffen. Jedoch sollte man bedenken, dass Ameisen tote Milben als Futter vom Schieber „klauen“. Auch kann Wind die Milben vom Schieber wehen. Am besten legt man ein mit Speiseöl bestrichenes Papiertuch auf den Schieber. Das kann Windverwehungen etwas abmildern, dadurch bleiben die Milben auf dem Boden “kleben“.
Dann gibt es noch die Puderzuckermethode. Dazu werden aber etwa 500 Bienen aus dem Volk benötigt. Man gibt sie in einen Becher und bestreut sie mit etwa 1 Teelöffel Puderzucker. Dann muss der Becher geschüttelt werden. Die Milben fallen wegen dem Puderzucker von den Bienen ab und können nach dem sieben gut gezählt werden. Die Bienen können dann in den Stock zurück gegeben werden (von leichtem Schleudertrauma mal abgesehen, unbeschadet). Dieser Test kann nur bei gutem, trockenem Wetter stattfinden.
Die Auswaschmethode wäre bei jedem Wetter möglich. Auch hierfür werden Bienen benötigt. In ein Glas mit Wasser und Spülmittel gegeben, gewaschen und die Milben gezählt.
Im Extremfall und nach einer Behandlung, kann man die Milben auch auf dem Anflugbrett sehen.
Andere Diagnosemaßnahmen sind bis heute leider nicht bekannt.
Übertragene Vieren und Schäden durch die Varroa – Milbe
Die Milbe selbst schwächt nachweislich durch das „Aussaugen“ das Immunsystem der Biene enorm. Ohne Menschliche Hilfe, überleben diese Völker höchstens 3 Jahre. Nicht zu unterschätzen sind ebenfalls die Sekundärinfektionen, sprich die Vieren die von der Milbe an die Biene weiter gegeben werden. Dies ist mit der uns sehr gut bekannten Zecke vergleichbar. Jedoch kann die Varroa wesentlich mehr Viren auf die Biene übertragen. Diese Krankheiten können oft tödlich auf die adulten Bienen als auch auf den Nachwuchs wirken.
Die Viren äußern sich oft durch enorm auffälliges Verhalten der Bienen. „Verfliegen“, Zittern, Durchfall - Erkrankungen, Fehlbildungen der Brut (Vor allem verkrüppelte Flügel),“schwarze Bienen“ – sprich keine Haare, intransparente Flügel, sowie diverse tödliche Viren, sind nur ein Teil der Problematik.
Wie kommt die Varroa in das Bienenvolk
Schon durch den Nahrungsflug kommen die Bienen unterschiedlicher Völker immer wieder in Kontakt. Selbst wenn Sie Ihre Völker richtig behandeln, können die Milben durch andere Völker wieder infiziert werden. Ist die Bienendichte in einer Region sehr hoch, begünstigt dies die Ausbereitung.
Hat man einen Schwarmbildung nicht verhindert und ein Volk verlässt die Beute, nimmt er auch die Varroa mit in die neue Behausung. Ein Schwarm bringt wenige Milben in die neue Beute mit.
Bildung von Brutablegern, Kunstschwärmen und den dazu gehörenden Fluglingen, bergen ebenso die Gefahr einer Übertragung. Allerdings ist der Befall bei Ablegern immer geringer als im Muttervolk.
Beim „verfliegen“ können Bienen auch versehentlich in anderen Völkern landen und so die Varroa mit einschleppen.
Alles lässt sich vom Imker nur schwer kontrollieren. Daher sind Behandlungen äußerst wichtig!
Behandlung
Leider gibt es heute noch keine Patentlösung zur Behandlung gegen Varroose. Viele Forscher befassen sich mit diesem Thema, aber von einer dauerhaften und effektiven Behandlung sind wir leider noch weit entfernt. Wir im Verein geben unseren Jungimkern immer die Behandlungsmethode nach Dr. Liebig weiter, da diese am effektivsten die Varroa eindämmt.
Es gibt gute Behandlungskonzepte, die auch bei unseren Dokumenten eingesehen und runter geladen werden können. In unserem Bezirk wird nach dem „Varroose-Bekämpfungskonzept Baden-Württemberg 2013“ behandelt. Soweit uns bekannt ist wird dieses aktuell umgearbeitet.
Die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten werden in einem separaten Bericht behandelt, da dies ein doch sehr intensives Thema darstellt.
Resistenzen
Es gibt nur absolute Ausnahmen, die gegen die Varroose resistenter sind. Diese Bienenvölker sind jedoch in unseren Breitengraden nicht beheimatet und sind durch die kleine Völkerzahl, sowie des aggressiven Verhaltens, nur schwer im Imkerlichen Sinne zu halten. Hierzu zählt der Ursprungswirt Apis Cerana (bei dieser Art werden nur Drohnen befallen), als auch die Afrikanisierte Honigbiene.
Züchtungen in diese Richtung stehen bei vielen Forschern an oberer Stelle, sind aber noch nicht von Erfolg gekrönt.